Er bringt enorm viel Erfahrung mit und hat trotzdem den Mut, sich auf eine neue Zukunft mit Veränderung und Herausforderungen einzulassen. Munich Cowboys Geschäftsführer Christian Schuster gehört zu den Menschen, die die Anfänge des Münchner Football mitgemacht haben. Im Interview mit Munich Cowboys Media berichtet er über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Munich Cowboys Media (MCM): Wie bist Du zum American Football gekommen?
Christian Schuster (CS): Ich hatte bereits 1979 erste Berührungen zu Football durch Freunde und Bekannte, die bei MC anfingen und lange Jahre dort aktiv gewesen sind. Ich war aber damals noch im Eishockey aktiv. Nach drei Jahren hat mich allerdings Football so gepackt und fasziniert, dass ich dann auch angefangen habe zu spielen – damals bei den München Rangers und hierbei kann ich mich auch sehr gut an die Lokalderbys erinnern. Als damaliger 2.Bundesligist haben wir anfangs richtig Prügel bezogen mit deutlichen Niederlagen. Aber wir blieben beharrlich, damals jung und unbekümmert haben wir als 1. Bundesliga Team dann neben Megaspielen im Dante Stadion vor teilweise 3-4 tausend Zuschauern bei den Lokalderbys gegen meinen jetzigen Verein nicht nur ein ausgeglichenes Verhältnis (4:4) geschaffen, sondern viel wichtiger den Sport immer weiterentwickelt. War auf alle Fälle eine Mega Zeit mit tollen Begegnungen, entstandenen Freundschaften, jede Menge guter Spiele und harten Fights, und noch vieles mehr…..man kann sagen, dass wir einfach Pioniere dieses Sportes in Deutschland gewesen sind.
MCM: Als Geschäftsführer bist Du in einer exponierten Position der Munich Cowboys. Wie siehst Du den Verein? Wo stehen wir? Wohin soll die Reise gehen?
CS: Ich sehe mich als Geschäftsführer nicht zwingend in exponierter Position. Ich bin Teil eines Vorstandes, der die Geschicke des Vereins ehrenamtlich steuert und führt. Ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden in der heutigen Zeit ist eh sehr schwierig- deswegen freut es mich um so mehr, dass wir hier im Vorstand gut aufgestellt sind und vor allem sehr gut zusammenarbeiten. Auch hier zählt der Teamgedanke. Nur gemeinsam sind wir stark und können Etwas erreichen. Das war in der Vergangenheit an der ein oder anderen Stelle hier leider nicht immer so. Ich habe das Amt angenommen mit einem klaren Ziel. Siehe nächste Frage.
MCM: Welche Schwerpunkte setzt Du in Deiner Arbeit für die Munich Cowboys? Wie erlebst Du die Vereinsarbeit?
CS: Ich sehe meine Tätigkeit sehr vielschichtig. Zunächst sah ich meinen Fokus darauf, den Verein soz. auf mehrere- „breitere“ Schultern zu stellen, sprich Mitglieder, Spieler, ehemalige Spieler, Unterstützer, Interessierte zu finden, die aktiv an den Vereinsprozessen mitwirken, mitarbeiten-mitgestalten und auch Verantwortung übernehmen möchten. Hier sind wir inzwischen auf einem guten Weg.
Der zweite wichtige Ansatz und dieser bildete auch meine eigentliche Bereitschaft und Motivation ein Amt im Verein zu übernehmen, war der Sportliche und das damit verbundene Konzept, welches unsere Sportdirektorin Nadine Nurasyid erarbeitet hatte. Das für mich damit wichtige Ziel war somit ganz klar. Neben organisatorischer Optimierung eine Professionalisierung im sportlichen Bereich und somit Basis für Erfolg zu erreichen. Wir sind eigentlich ein Verein mit sehr sehr viel Potenzial. Durch das Konzept bei den Herren und auch bei der Jugend mit unserer Kaderschmiede haben wir Vieles iniziiert und angeschoben, um nun auch in Zukunft mittel- und langfristig wieder erfolgreicheren Football zu bieten. Hierbei möchte ich nicht vermessen sein- aber am Ende der Konzept Präsentation von Nadine steht der Gewinn des German Bowls – auch wenn aktuell noch weiter weg- das muss natürlich unser Ziel für den Cowboys Way sein. Aber ich sehe uns aktuell trotz Corona auf einem sehr guten Weg, um auch 2021, sofern eine GFL Saison stattfinden kann, einen Playoff Platz zu erreichen.
Abschließend möchte ich hier noch anmerken, dass wir selbstredend auch an der Optimierung der wirtschaftlichen Strukturen arbeiten müssen. Wir sind ein Verein, den man eigentlich als Geschäftsbetrieb in vielen Bereichen bereits jetzt schon führt- auch hier sehe ich einen weiteren Schwerpunkt meiner Arbeit, Prozesse und Abläufe zu verbessern, um auch für Sponsoren und Partner noch interessanter zu werden.
MCM: American Football hat in Deutschland trotz einer jahrzehntelangen Geschichte einen schwereren Stand als andere Sportarten. Woran liegt das Deiner Meinung nach?
CS: Das ist meiner Meinung u.a. nach darin begründet, dass auch unser Sport weitestgehend als Amateur- und Breitensport eingestuft und gesehen wird und das auch, obwohl das Aushängeschild GFL und GFL 2 als Flagschiff hier mitunter medial schon wahrgenommen wird. Denn auch hier sind die Strukturen sehr unterschiedlich und heterogen mit Betriebsgesellschaften, Abteilungen in Vereinen, sowie eigenständigen Vereinen, immer mit unterschiedlichen Interessenlagen.
Ich möchte nicht immer den Standard bringen, dass wir eine Fußball Nation sind und sich American Football deswegen schwertut und auch neben anderen Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball einen schweren Stand hat. Das mag zum Teil schon so sein, aber unser Sport hat nach wie vor ein strukturelles Problem, trotz weitgehend funktionierender Verbands- und Organisationsstruktur. Es ist uns bisher nicht gelungen unseren Sport richtig und nachhaltig zu vermarkten. Das ist meiner Meinung nach, das größte Manko auf Verbandsebene. Wir schaffen es z.B. auch aktuell nicht, den aktuellen NFL Impact zu nutzen bzw. die Vereine haben keine rechtliche Grundlage eine Vermarktung mitzubestimmen.
MCM: Was können vor allem die Bundesligateams tun, um den Sport weiter voranzubringen?
CS: Ich knüpfe hier gerne an und greife die aktuelle Struktur des Verbandes auf. Das Produkt GFL muss optimaler vermarktet und vertrieben werden. Die GFL Teams müssen hier in die Vermarktung eingebunden und beteiligt werden. Mediale Ansätze und Optionen müssen verbandsseitig von Media Fachleuten begleitet und programmiert werden. Hier gibt es noch viel zu tun. Aktuell versuchen sich die Teams mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchweg selbst zu vermarkten und zu positionieren.
MCM:Beruflich bist Du mit Deinem Job in Agentur und Online Marketing Bereich in modernen Gefilden unterwegs. Welchen Einfluss haben Deiner Meinung nach die Neuen Medien auf einen Sportverein?
CS: Ein großen meiner Meinung nach. Alleine wenn ich mir anschaue, dass GFL Football im linearen TV fast nie (bis auf wenige Ausnahmen mit German Bowl Übertragungen und an der einen oder anderen Stelle zaghaften nicht gut gemachten Versuchen) stattfindet, sondern fast ausschließlich online und in Socialmedia, sieht man, dass hier ein hohes Potenzial steckt. Der erste Schritt meiner Meinung nach muss hier passieren. GFL TV muss professionalisiert werden.
Wir hier im Verein haben die Medienarbeit gerade im Online Bereich massiv verstärkt und hierzu eine eigene Socialmedia Redaktion aufgebaut. Wir sind sowohl auf Facebook und Instagram ein Sprachrohr für unsere Community und natürlich auch Partner und Sponsoren. Für Business Affairs nutzen wir LinkedIn und für den Spaß und Entertainment betreiben wir einen eigenen TikTok Channel. Durch die aktive Nutzung dieser Medien steigern wir nachhaltig unsere Reichweite und können somit nicht nur die Football Interessierten mit Infos und News versorgen, sondern auch interessant für potenzielle Partner werden. Wir werden die Arbeit hier weiter intensivieren, ausbauen und neue „Formate“ an den Start bringen.
MCM: Die Munich Cowboys waren immer schon international und haben Mitglieder aus sehr vielen verschiedenen Ländern. Wie beurteilst Du die Integrationsleistung des Sports im Allgemeinen und des American Football im Besonderen?
CS: Ich denke, dass der Sport eine sehr hohe Integrationskraft hat. Der Sport leistet einen wichtigen Beitrag bei der Integration und wirkt gewissermaßen als Integrationsmotor: Er hilft Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen, stärkt das Selbstbewusstsein und vermittelt soziale Kompetenzen. Der Sport kann Menschen über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg zusammenbringen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Unser Sport und die damit verbundene Philosophie fördert dies auf alle Fälle.
MCM: 2021 wird ein besonderes Jahr für die Munich Cowboys. Wir hoffen alle, unseren Sport wieder ohne wirklich große Einschränkungen ausüben zu können und mit unseren Teams in den verschiedenen Ligen wieder durchstarten zu können. Was ist möglich? Welche Ziele kannst Du vorgeben?
CS: Niemand kann vorhersagen, wie lange uns die Pandemie in dieser Form noch begleiten und in Schach halten wird. Sicher ist nur eines: wir werden uns auf alle Fälle für eine Saison 2021 vorbereiten. In welcher Form diese dann stattfinden kann, werden wir sehen. Überlegungen seitens des Verbandes zu Ligastruktur Änderungen laufen gerade genauso wie die damit verbundene Überlegung, die Liga dann erst im Juni starten zu lassen. Wir hoffen natürlich für alle unsere anderen Teams bei den Herren, Damen und im Jugendbereich auf einen regulären Ligabetrieb in 2021.
Ziele zu formulieren ist immer gut und wichtig. Die wesentliche Aufgabe im nächsten Jahr sehe ich weiter darin, den eingeschlagenen Weg auf allen Ebenen fortzusetzen… dann kommen wir unseren gesteckten Zielen auf alle Fälle näher. Aber ich glaube schon, dass mit uns zu rechnen sein wird.
MCM: Vielen Dank für dieses Interview.